- Necker
- Necker['nɛkər, französisch nɛ'kɛːr], Jacques, französischer Bankier und Politiker, * Genf 30. 9. 1732, ✝ Coppet 9. 4. 1804; Sohn des in Küstrin geborenen Rechtsprofessors Karl Friedrich Necker, lebte seit 1750 in Paris, seit 1768 als Gesandter der Republik Genf, wurde ein erfolgreicher Bankier. Als Gegner A. R. Turgots und der Physiokraten wurde der protestantische Ausländer Necker an die Spitze der Finanzverwaltung berufen (1777). Er versuchte eine Finanzreform mithilfe der Privilegierten durch Wiederbelebung der Provinzialstände und lockerte die wirtschaftliche Reglementierung. Frankreichs Teilnahme am amerikanischen Unabhängigkeitskampf ermöglichte er durch Anleihen. Die öffentliche Darlegung der Staatsfinanzen im »Compte rendu, présenté au roi« (1781) führte zwar zu seiner Entlassung, machte ihn aber zum populärsten Staatsmann des ausgehenden Ancien Régime. Dass er im »Compte rendu« die Finanzlage günstiger darstellte, als sie in Wirklichkeit war, hat unter seinen Nachfolgern dazu beigetragen, dass eine Beseitigung des Defizits nicht zustande kam. Ludwig XVI. machte ihn am 26. 8. 1788 angesichts leerer Staatskassen wieder zum Finanzminister, bevor er die Generalstände einberief. Necker erstrebte einen Bund zwischen Königtum und drittem Stand und erreichte die Verdoppelung von dessen Abgeordnetenzahl. Wegen seiner liberalen Politik geriet er bald in Gegensatz zum Hof, seine Entlassung am 11. 7. 1789 war einer der Anlässe zum Sturm auf die Bastille. Zurückberufen, konnte er den Lauf der Revolution nicht mehr beeinflussen und trat im September 1790 zurück. Seiner Ehe mit Susanne, geboren Curchod de Nasse (* 1739, ✝ 1794), entstammte Madame de Stäel.Ausgabe: Œuvres complètes, herausgegeben von A. L. de Staël-Holstein, 15 Bände (1820-21, Nachdruck 1970-71).H. Grange: Les idées de N. (Paris 1974);R. D. Harris: N. and the revolution of 1789 (Lanham 1986);W. Oppenheimer: N. Finanzminister am Vorabend der Frz. Revolution (1989).
Universal-Lexikon. 2012.